Faser-Muskel-Schmerz
Was ist Fibromyalgie?
Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine Erkrankung, die durch chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen gekennzeichnet ist. Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromyalgie „Faser-Muskel-Schmerz“. Lange Zeit lag in der medizinischen Sichtweise der Erkrankung der Fokus auf dem generalisierten Schmerz. Tatsächlich zeigte sich allerdings, dass Betroffenen zusätzlich auch viele weitere diffuse Beschwerden zu schaffen machen. Da die Symptome recht schwer zu greifen sind und auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten können, dauert es oft sehr lange, bis die richtige Diagnose gestellt ist. Dann empfinden es viele Betroffene sogar als entlastend, endlich Klarheit zu haben – denn dann hat ihr Leiden einen Namen.
Eine Erkrankung, viele Namen
Obwohl die Fibromyalgie keine rheumatische Erkrankung im engeren Sinne ist, wird sie oft als „Weichteilrheuma“ bezeichnet. Heute weiß man, dass der Erkrankung kein entzündliches oder rheumatisches Geschehen zugrunde liegt, sondern primär eine Störung der Schmerzempfindung und der Schmerzverarbeitung besteht. Deshalb wird oft auch kritisiert, dass die Bezeichnung Fibromyalgie irreführend ist: Sie suggeriert, dass die Muskulatur Ausgangspunkt der Probleme sei.
Mediziner verwenden in der Regel den Begriff „Fibromyalgiesyndrom“ (FMS). Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich die Erkrankung durch ein Symptommuster – also das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Krankheitszeichen – zeigt.
Wie häufig ist die Fibromyalgie?
In Deutschland leiden ungefähr 3,5 Prozent der Bevölkerung an Fibromyalgie. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Bei Frauen wird die Erkrankung deutlich öfter festgestellt als bei Männern. Sie sind vier- bis sechsmal häufiger betroffen als Männer. Dennoch ist Fibromyalgie keine Frauenkrankheit. Vielmehr wird vermutet, dass Männer schlichtweg „unterdiagnostiziert“ sind, weil sie bei entsprechendem Beschwerdebild seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Die verschiedenen Gesichter der Fibromyalgie
Fibromyalgie-Patienten klagen oft über Muskelschmerzen am ganzen Körper. Aber auch Gelenkbeschwerden, Schlafstörungen sowie starke Müdigkeit und Erschöpfung sind typisch.
Die Hauptsymptome des Fibromyalgie-Syndroms sind:
- chronische Muskel- und Gelenkschmerzen in mehreren Körperregionen
- Schlafstörungen
- starke Müdigkeit, allgemeine Erschöpfungszustände.
Zusätzlich können zahlreiche weitere körperliche und psychische Symptome auftreten. Bis zu 150 verschiedene Symptome konnten bisher in Verbindung mit der Erkrankung beobachtet werden. Dazu zählen zum Beispiel Konzentrationsprobleme, Ängstlichkeit, Depressionen, Magen-Darmstörungen, Kälteempfindlichkeit, verstärktes Schwitzen oder ein Steifigkeitsgefühl in Händen und Füßen. Daraus ergibt sich, dass die Fibromyalgie mit ganz verschiedenen Beschwerdebildern in Erscheinung treten kann. Zudem sind die Symptome sehr unspezifisch und treten bei vielen anderen Erkrankungen auch auf. Genau das sind die wesentlichen Ursachen dafür, dass Betroffene oft einen langen Leidensweg hinter sich haben, bis die Erkrankung endlich erkannt wird.
Die vielen psychischen Begleiterscheinungen, die im Rahmen des Fibromyalgiesyndroms auftreten können, sind oft eine Folge der chronischen Schmerzen.
Betroffene schildern immer wieder, dass sich „gute“ und „schlechte“ Phasen abwechseln. Diese Schwankungen lassen sich oft auch im Verlauf des Tages beobachten.
Ursachen der Erkrankung
Die Ursachen für das Fibromyalgie-Syndrom sind bis heute nicht vollständig erforscht. Man geht davon aus, dass verschiedene Faktoren (Gene, körperliche und psychische Faktoren) bei der Entstehung der Erkrankung zusammenwirken. Bei Betroffenen liegen offenbar Störungen in verschiedenen Bereichen des Nervensystems vor. So scheint das Schmerzgedächtnis gewissermaßen falsch „programmiert“ und die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört zu sein. Auch die Schmerzschwelle ist bei Betroffenen niedriger als bei Gesunden.
Forschern am Universitätsklinikum Würzburg gelang es 2013 erstmals, einen organischen Befund bei Fibromyalgie-Patienten nachzuweisen: Sie konnten zeigen, dass bei Betroffenen eine Schädigung der kleinen Nervenfasern (small fibres) vorliegt.
Was hilft bei Fibromyalgie?
Die Fibromyalgie kann nach derzeitigem Wissensstand nicht geheilt werden. Doch die Symptome lassen sich oft durch verschiedene Maßnahmen langfristig lindern. Da das Beschwerdebild sehr unterschiedlich sein kann, gibt es nicht die eine Therapie bei Fibromyalgie. In der Regel kommen verschiedene Behandlungsbausteine zum Einsatz, die im Einzelfall individuell zusammengestellt werden. Dabei werden meist körperbezogene Verfahren (z. B. moderates Ausdauertraining) mit psychotherapeutischen Maßnahmen (z. B. Verhaltenstherapie) kombiniert. Eine medikamentöse Therapie kommt bei Fibromyalgie in der Regel zeitlich befristet zum Einsatz.
In Deutschland ist derzeit kein Medikament speziell für die Behandlung der Fibromyalgie zugelassen. Einige Wirkstoffe, die eigentlich bei anderen Erkrankungen zum Einsatz kommen, werden dennoch empfohlen und im sogenannten „Off-label-use“ angewendet. Für gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure gilt eine Negativempfehlung, sie sollen nicht eingesetzt werden.